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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0026

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU



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frage bejaht ist und ein ordnungsgemäßer Schulbetrieb
durch den Nachweis genügender finanzieller Fundie-
rung des Unternehmens garantiert wird. Das Lehr-
ziel darf nicht hinter dem der staatlichen und kommu-
nalen Anstalten zurückbleiben. Die Besoldung der
Lehrer muß nach den, bei diesen Anstalten üblichen
Normen erfolgen. Sämtliche private Fachschulen sind
der staatlichen Aufsicht zu unterstellen.

HERMANN WEISS.

Berlin. Der Neubau des Berliner Opernhauses soll,
wie man hört, dem Geh. Hofbaurat Oenzmer übertragen
werden. Wir möchten daran erinnern, daß Oenzmer vom
Umbau des Berliner Schauspielhauses her noch unvorteilhaft
bekannt ist, weil er unnötige Verschwendung und eine große
Überschreitung des Kostenanschlages verschuldet hat. Man
weiß es noch gut, daß Genzmer, als der Kaiser für einen be-
stimmten Termin die Eröffnung des Schauspielhauses befahl,
nicht aufrichtig erklärte, daß er nicht fertig werden könne,
sondern dem Kaiser »Potemkinsche Dörfer« vorspiegelte,
indem er die echten Vergoldungen für den einen Eröffnungs-
abend in vergoldetem Stuck herstellen, teures Parkett auf
feuchten Boden legen, kostbare Tapeten an nasse Wände
kleben ließ. Alles mußte, als der Kaiser das Haus verlassen
hatte, wieder abgerissen werden, wodurch bedeutender
Schaden entstand. Sollte nicht die Größe des Objektes
(Bausumme mindestens 15 Millionen Mark) den Erlaß eines
Wettbewerbes unter den deutschen Architekten rechtfertigen?
Für das große Opernhaus der Reichshauptstadt wäre die
Arbeit des besten deutschen Architekten gerade gut genug!

Bremen. Der ^Verein für niedersächsisches Volkstum«
hat im Gewerbemuseum Arbeiten aus den Werkstätten ver-
schiedener Scheeßler Tischlermeister ausgestellt, die an
die freundliche und eigene Formwelt des bäuerlichen Mo-
biliars anklingen. Dr. Karl Schäfer kennzeichnet den Zweck
dieser Ausstellung und des erwähnten Vereins wie folgt:
»Wenn die Landbevölkerung sich erst einmal den billigen
Unfug der Wiener Rohrstühle und ähnliche Charakter-
losigkeiten abgewöhnt hat, wenn sie wieder wie früher
Freude an heimischer Handarbeit findet, dann wird es
solchen Bestrebungen nicht an segensreichem Erfolg fehlen,
den wir ihnen wünschen, denn der Segen, der von guter
und geschmackvoller Arbeit auf die Menschen übergeht,
die sie täglich um sich haben, ist nicht gering!«

Die Porzellan-Konvention, welche die »Vereinigung
Deutscher Porzellanfabriken« den Verkäufern aufzwingen will,
würde eine erhebliche Preissteigerung zur Folge haben. In
den neu aufgestellten Verkaufsbedingungen, wie sie jedem
Abnehmer zur Unterschrift vorgelegt werden, heißt es z. B.:
»Es wird ferner den Abnehmern weißer Geschirrwaren, so-
weit sie selbst die Dekorierung vornehmen lassen, die
Verpflichtung auferlegt werden, die von ihnen dekorierten
Waren im Engrosverkauf mindestens zu den Preisen und
Verkaufsbedingungen der Vereinigung und im Detailverkauf
mindestens noch 33V;; Prozent teurer zu verkaufen. Es
kostet z. B. ein Tafelservice, 78teilig, dekoriert mit Gold-
rand und Zweigmuster laut Vereinigungsliste 45 Mark, plus
20 Prozent Aufschlag 9 Mark 54 Mark. Demnach ist
ein Service, in obiger Weise dekoriert, plus 33 '/„ Prozent
im Detailhandel mindestens mit 72 Mark zu verkaufen.«
Dieser Aufschlag ist enorm, denn selbst bei den Luxus-
fabrikaten, deren Unmodernwerden in Betracht gezogen
werden muß, betrug er bisher nur 25 Prozent. Das Kon-
ventionswesen' muß daher energisch bekämpft werden.

Die Zink-Preise sind im Juli und August etwas ge-
stiegen, nachdem sie seit Januar 1907 fortwährend gefallen
waren.

Als eine Art von Tapetentrust wurde in Altona eine
Tapetenindustrie-A.-G. gegründet mit einem Aktienkapital
von 8,8 Millionen, an dem eine große Zahl deutscher
Fabriken beteiligt ist.

Die Möbelindustrie wird einen großen Auftrag, die
Lieferung des Mobiliars für das neue Rathaus in Dresden
im Betrag von ca. 1,3 Millionen, erhalten.

Berichtigung. In Heft 12 befindet sich auf Seite 232
ein Briefkasten, den Otto Bergner (nicht: Berkner) in Berka
a. d. Um ausführte, außerdem im Inhaltsverzeichnis Seite VI
oben links aufgeführt. Die Bezeichnung des Wohnortes
mit Berka genügt nicht, denn es gibt fünf verschiedene
Ortschaften dieses Namens, so daß die Hinzufügung »an
der Unit unbedingt notwendig ist.

SILBERNER POKAL, Ehrenpreis

ADELBERT NIEMEYER
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